Martín de Mujica y Buitrón

Martín de Mujica in einer zeitgenössischen Darstellung

Martín de Mujica y Buitrón (* in Villafranca (heute: Ordizia), Provinz Guipuzcoa im spanischen Baskenland; † 4. Mai 1649 in Santiago de Chile) war ein spanischer Offizier, der als Gouverneur von Chile amtierte.

Leben

Herkunft und Karriere in Europa

Mujica entstammte einer baskischen Adelsfamilie und diente der spanischen Krone von früher Jugend an. Er stieg bis zum Rang eines Sargento Mayor auf und zeichnete sich im Piemont im Krieg gegen Frankreich aus, besonders beim Angriff der Spanier auf Vercelli am 15. Juni 1638. Anschließend begab er sich nach Katalonien, das sich mit Unterstützung der Franzosen gegen König Philipp IV. erhoben hatte. Im April 1642 geriet er mit seiner gesamten Einheit in französische Kriegsgefangenschaft; über seine Freilassung ist nichts bekannt, allerdings diente er ab 1644 erneut im spanischen Heer.

Er wurde in den Orden von Santiago aufgenommen und mit königlicher Urkunde vom 30. Dezember 1644 zum Gouverneur von Chile ernannt. Seine Amtszeit sollte acht Jahre dauern. Mitte 1645 schiffte sich Mujica nach Südamerika ein und erreichte Lima im Februar 1646. In Concepción langte er am 8. Mai 1646 an und übernahm die Regierungsgewalt. Der Stadtrat (spanisch: cabildo) von Santiago empfing ihn feierlich.

Amtszeit als Gouverneur in Chile

Disziplinierung der Soldateska

Er sorgte für eine Disziplinierung der Soldaten, deren Ausschweifungen zur Last für die Kolonie geworden waren. Mujica galt als sehr religiöser und sittenstrenger Mann.

Friedensschluss mit den Mapuche

Mit den Mapuche-Indianern, die sich seit Jahrzehnten einen Krieg mit den spanischen Eroberern lieferten, konnte im Parlamento de Quillín ein umfassender Frieden vereinbart werden. Sein Generalinspekteur Francisco de la Fuente y Villalobos hatte die Vorbereitungen getroffen, im Februar 1647 trafen rund tausend Indianer mit Vertretern der Spanier in Quillín zusammen und beschworen gemeinsamen feierlich den Frieden.

Administrative Maßnahmen

Angesichts der Armut der Kolonie und der Tatsache, dass die Hoffnungen der Spanier auf umfassende Goldfunde sich als unberechtigt erwiesen hatten, schlug Mujica dem König vor, die Abgabenlast der Bevölkerung zu erleichtern. Mujica war überzeugt, dass staatliche Eingriffe den Ausschlag für wirtschaftlichen Erfolg geben und traf zahlreiche Verfügungen, um die Entwicklung der Kolonie zu fördern. Auch regte er die Gründung weiterer Siedlungen im Süden an, für die allerdings die Mittel fehlten.

Erdbeben von 1647

Am Montag, den 13. Mai 1647 erschütterte um 22 Uhr 30 Ortszeit ein schweres Erdbeben die Anden, vom Süden Chiles bis in die Gegend von Cusco im heutigen Peru. Santiago war heftig betroffen, fast alle Häuser wurden zerstört, selbst aus dem Cerro Santa Lucia lösten sich Felsbrocken und stürzten auf die Häuser und in die Gassen der Stadt. Der Gouverneur befand sich zu dieser Zeit in Concepción; dort erreichten ihn die Nachrichten am 26. Mai durch einen Bericht der Real Audiencia von Chile.

Mujica entschied sich, schnell zu handeln und widmete nicht nur eigenes Vermögen, sondern auch eine beträchtliche Summe der Staatskasse der Entschädigung der Opfer in Santiago. Dies war zu jener Zeit ein unerhört eigenmächtiges Handeln, das er nur nachträglich vom König genehmigen lassen konnte. In Peru sammelten der Vizekönig und die leitenden Funktionäre über 12.000 Pesos für die Erdbebenopfer von Chile. Die Audiencia und der Stadtrat von Santiago beschlossen, die Stadt allen Risiken zum Trotz am selben Platz wieder aufzubauen. Der folgende Winter 1648 war von ungewöhnlich starken Regenfällen und Überschwemmungen begleitet, was die Aufbauarbeiten immer wieder zurückwarf.

Gouverneur und Cabildo erreichten schließlich beim König eine sechs Jahre währende Steuerfreiheit für die Stadt. Auch im übrigen Land wurden die Abgaben zugunsten der Klöster gesenkt.

Konflikt mit der Audiencia

Angesichts der völligen Zerstörung des Landes und der zerrütteten Staatsfinanzen hielt Mujica das Verwaltungssystem der Real Audiencia für überdimensioniert. Er schlug dem König vor, aus Budgetgründen auf den Apparate der Audiencia zu verzichten und deren Pflichten mit Hilfe normaler alcaldes (Exekutivorgane) und einem Vizegouverneur zu bewältigen. Dieser Vorschlag wurde aber abgelehnt.

Plötzlicher Tod

Das gesamte Jahr 1648 war Mujica in Concepción gebunden, wo immer wieder gewalttätige Aktionen der Indianer den Frieden gefährdeten. Im April 1649 begab er sich zurück nach Santiago, um die Wiederaufbauarbeiten zu besichtigen und an den Feierlichkeiten zur Karwoche (spanisch: Semana Santa) teilzunehmen. Am 1. Mai traf er in Santiago ein, am dritten Tag dort hatte er gerade den ersten Gang seines Abendessens zu sich genommen, als er plötzlich Schaum vor dem Mund hatte und ihm die Zunge schwoll; er verließ die Tafel, ging auf sein Zimmer und war innerhalb einer Stunde tot. Zeitgenossen vermuteten einen Anschlag durch Gift; an einflussreichen Feinden in Audiencia und Klerus mangelte es ihm nicht.

Literatur

  • José Toribio Medina: Diccionario Biográfico Colonial de Chile. Imprenta Elziviriana, Santiago, Chile 1906, S. 560 (spanisch, memoriachilena.cl [PDF; abgerufen am 15. Juni 2010]). 
  • Diego Barros Arana: Historia General de Chile. Band 4. Editorial Universitaria, Santiago de Chile 2001, S. 301–333 (spanisch, memoriachilena.cl [abgerufen am 10. Juni 2010] Erstausgabe: 1886). 

Regentschaft von Karl V.: Diego de Almagro | Pedro de Valdivia | Francisco de Villagra | Rodrigo de Quiroga | (Francisco de Aguirre)

Regentschaft von Philipp II.: García Hurtado de Mendoza | Rodrigo de Quiroga | Francisco de Villagra | Pedro de Villagra | Melchor Bravo de Saravia | Rodrigo de Quiroga | Martín Ruiz de Gamboa | Diego García de Cáceres | Alonso de Sotomayor| Pedro de Viscarra | Martín García Óñez de Loyola

Regentschaft von Philipp III.: Pedro de Viscarra | Francisco de Quiñones | Alonso García | Alonso de Ribera | Luis Merlo de la Fuente | Juan de la Jaraquemada | Fernando Talaverano | Lope de Ulloa | Cristóbal de la Cerda

Regentschaft von Philipp IV.: Pedro Osores de Ulloa | Francisco de Álava | Luis Fernández de Córdoba | Francisco Laso de la Vega | Francisco López de Zúñiga | Martín de Mujica | Alonso Figueroa | Antonio de Acuña | Francisco de la Fuente | Pedro Porter Casanate | Diego González Montero | Ángel de Peredo | Francisco de Meneses

Regentschaft von Karl II.: Miguel Gómez de Silva | Diego Dávila Coello | Diego González Montero | Juan Henríquez de Villalobos | José de Garro | Tomás Marín González de Poveda

Regentschaft von Philipp V.: Francisco Ibáñez de Peralta | Juan Andrés de Ustariz de Vertizberea | José de Santiago Concha | Gabriel Cano de Aponte | Francisco de Sánchez de la Barreda | Manuel de Salamanca | José Antonio Manso de Velasco | Francisco José de Ovando

Regentschaft von Ferdinand VI.: Domingo Ortiz de Rozas | Manuel d’Amat i de Junyent

Regentschaft von Karl III.: Félix de Berroeta | Antonio de Guill y Gonzaga | Juan de Balmaceda | Francisco Javier de Morales | Agustín de Jáuregui | Tomás Álvarez de Acevedo | Ambrosio de Benavides

Regentschaft von Karl IV.: Ambrosio O’Higgins | José de Rezabal y Ugarte | Gabriel de Avilés | Joaquín del Pino Sánchez de Rojas | José de Santiago Concha Jiménez Lobatón | Francisco Tadeo Díez de Medina | Luis Muñoz de Guzmán

Regentschaft von Ferdinand VII.: Juan Rodríguez Ballesteros | Francisco Antonio García Carrasco | Mateo de Toro Zambrano y Ureta | Mariano Osorio | Casimiro Marcó del Pont

Normdaten (Person): GND: 1198590742 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 87249644 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Mujica y Buitrón, Martín de
KURZBESCHREIBUNG spanischer Offizier und Gouverneur von Chile
GEBURTSDATUM 16. Jahrhundert oder 17. Jahrhundert
GEBURTSORT Ordizia, Guipozcoa, Spanien
STERBEDATUM 4. Mai 1649
STERBEORT Santiago de Chile, Chile