Fiorenzo Magni

Fiorenzo Magni
Information über den Fahrer
Geboren7. Dezember 1920
Vaiano
Gestorben19. Oktober 2012 (91 Jahre)
Monza
LandItalien
SpezialitätGrand Tour
Teams
1954-1955Nivea-Fuchs
1956Nivea-Fuchs-Clément
Dokumentation

Fiorenzo Magni (* 7. Dezember 1920 in Vaiano; † 19. Oktober 2012[1] ebenda oder in Monza) war ein italienischer Radrennfahrer, der jeweils dreimal den Giro d’Italia und die Flandern-Rundfahrt gewann.

Radsport-Laufbahn

Mit zwölf Jahren verließ Fiorenzo Magni die Schule und begann, inspiriert vom toskanischen Rennfahrer Aldo Bini, mit dem Radsport. Fünf Jahre später verstarb sein Vater bei einem Verkehrsunfall; Magni musste nun selbst die Familie mit seinen errungenen Rennprämien ernähren.

Betreut wurde Magni von seinem Vorbild Bini, mit dessen Hilfe Magni 1941 auch den Sprung in den Profibereich zum Team Bianchi schaffte. In seiner Zeit als Amateur war er für den Verein Pedale Monzese gestartet.[2] Bei Mailand–Turin, seinem ersten Profirennen, wurde der Italiener Fünfter, wenig später bei Mailand–Sanremo Vierter. Ein Jahr später gewann Magni mit der Piemont-Rundfahrt sein erstes Profi-Rennen, doch dann wurde seine Karriere durch den Zweiten Weltkrieg behindert, während dessen kaum Radrennen in Italien stattfanden.

1947 – inzwischen beim Team Viscontea – bestritt Magni mit dem Giro d’Italia seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt und belegte den neunten Platz. Immer mehr zeigte sich, dass Magni vor allem über überdurchschnittliche Abfahrtsqualitäten verfügte.

Im folgenden Jahr wechselte der Toskaner zum Team Wilier Triestina. Überraschend entschied er den Giro d’Italia für sich, weil er auf der neunten Etappe als Teil einer 20-köpfigen Ausreißergruppe den beiden großen Favoriten Gino Bartali und Fausto Coppi 13 Minuten abnahm. Er profitierte dabei von der Rivalität der beiden, die sich über die Verfolgung nicht einig wurden. Auf der 17. Etappe in den Dolomiten erhielt Magni eine Zwei-Minuten-Strafe, da er angeschoben worden war. Doch Coppis Team erachtete diese Strafe als zu gering und verließ das Rennen. Schließlich gewann Magni das Rosa Trikot mit elf Sekunden Vorsprung auf Ezio Cecchi.

Ein Jahr darauf setzte sich Fiorenzo Magni überraschend auf dem Kopfsteinpflaster der Flandern-Rundfahrt durch. Er bestritt das Rennen ohne Mannschaftsunterstützung als Einzelfahrer und konnte die flämischen Favoriten Briek Schotte und Raymond Impanis im Sprint schlagen.[3] Er gewann das Rennen auch in den beiden Folgejahren 1950 und 1951.

Bei seiner zweiten Teilnahme an der Tour de France sicherte sich Magni 1950 auf der elften Etappe von Pau nach Saint Gaudens das Gelbe Trikot. In der Gesamtwertung stand er mit einem Vier-Minuten-Vorsprung vor Louison Bobet und Gino Bartali, der nicht mehr zum Kreis der Favoriten zählte. Nach einem Streit mit Jean Robic, dem Tour-de-France-Sieger von 1947, behauptete Bartali, dass er vom französischen Publikum bedroht worden sei, und fasste den Beschluss, sich und sein italienisches Team von der Tour zurückzuziehen. Team-Manager Alfredo Binda war damit einverstanden. Magni, der nicht einmal um Rat gefragt worden war, kam der Bitte nach, obwohl er vor dem größten Sieg seiner Karriere stand. Tour-Sieger wurde schließlich Ferdy Kübler aus der Schweiz. Fünf Starts bei der Tour absolvierte Magnis in den Jahren 1949 bis 1953, Platz 6 1949 und 1952 waren sein bestes Ergebnis.[4]

Magni konnte 1950 das 24-Stunden-Rennen Bol d’Or in Paris gewinnen, er legte bei seinem Sieg 867,6 Kilometer zurück und hatte auf den Zweiten Rudi Valenta neun Runden Vorsprung.

1951 entschied Magni kurz vor Schluss mit einer brillanten Abfahrt vom Passo di Costalunga den Giro d’Italia für sich und wurde zudem Italienischer Meister.

1953 stieg der Sponsor seines Teams Ganna wegen finanzieller Schwierigkeiten aus und Magni musste ein neues Team suchen. Er hatte die Idee, auch Sponsoren für Radsportteams zuzulassen, die keine Fahrradprodukte herstellten. Die Regeln des Weltverbandes UCI wurden entsprechend geändert, und mithilfe seines Freundes Fausto Coppi wurde die Neuerung auch bei der Tour de France durchgesetzt. Diese Idee Magnis revolutionierte den Profi-Radsport; er selbst konnte nun in einer vom Gesichtscrème-Hersteller Nivea gesponserten Mannschaft fahren. 1954 und 1955 siegte im Rennen Milano–Modena.

1955 fuhr Magni auch zum einzigen Mal die Vuelta a España und gewann dort die Bergwertung. Im selben Jahr gewann er den Giro d’Italia ein letztes Mal, da er auf der vorletzten Etappe durch sein taktisches Geschick eine Reifenpanne des führenden Gastone Nencini ausnutzte und seinen Rückstand von zwei Minuten aufholen konnte. Insgesamt fuhr Magni den Giro in jedem Jahr zwischen 1947 und 1956. Außer 1949 platzierte er sich immer unter den zehn besten Fahrern des Gesamtklassements.[4]

Nach der Saison 1956 beendete Fiorenzo Magni seine Karriere, die mit einem Sieg bei der Rundfahrt durch die Provinz Mailand begonnen hatte. Er hatte zwischen 1940 und 1956 insgesamt 72 Siege als Berufsfahrer errungen.[4]

Politik, Beruf und Privates

In den 1940er-Jahren sympathisierte Magni mit dem italienischen Faschismus und war Milizionär der von Benito Mussolini gegründeten Repubblica Sociale Italiana. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wegen angeblicher Beteiligung an dem Massaker von Valibona im Jahr 1944 angeklagt. Als Leumundszeugen wurden u. a. die Radrennfahrer Alfredo Martini und Gino Bartali benannt. Der spätere Commissario Tecnico der italienischen Nationalmannschaft Martini bekundete trotz seiner kommunistischen Überzeugung, Magni sei „ein guter und ehrlicher Mensch“. Bartali hingegen, der im Jahr 2013 posthum wegen seiner Bemühungen, Juden vor dem Holocaust zu retten als Gerechter unter den Völkern geehrt wurde, weigerte sich für Magni auszusagen. Magni wurde aufgrund einer Amnestie freigesprochen.[3]

1955 entschloss sich Magni, neben seiner Tätigkeit als Radprofi auch Autos zu verkaufen. Nach Ende seiner aktiven Karriere führte Magni erfolgreich seinen Autohandel in der Nähe von Monza, trotz seines hohen Alters bis zu seinem Tod.

Magni war Präsident des Museo del Ciclismo Madonna del Ghisallo bei Como. Diese Madonna gilt als Schutzpatronin der Radrennfahrer. Viele Jahre lang war er zudem Präsident des italienischen Berufsfahrerverbandes.

Magni starb am 19. Oktober 2012 an den Folgen eines Aneurysmas.[1] Er war verheiratet und Vater zweier Töchter.

Erfolge

1942

1947

1948

1949

1950

1951

1952

1953

1954

1955

1956

Grand Tours-Platzierungen

Grand Tour1947194819491950195119521953195419551956
Gelbes Trikot Vuelta a EspañaVuelta13
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro91DNF6129612
Gelbes Trikot Tour de FranceTour6DNF7615
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Teams

  • 1941–1943 Bianchi
  • 1944 Pedale Monzese
  • 1945 Ricci
  • 1947 Viscontea
  • 1948–1950 Wilier Triestina
  • 1951–1953 Ganna
  • 1954–1956 Nivea-Fuchs

Einzelnachweise

  1. a b Fiorenzo Magni dies at the age of 91. Cycling News, 19. Oktober 2012, abgerufen am 19. Oktober 2012 (englisch). 
  2. Giampiero Petrucci, Carlo Fontanelli: Corse promiscue sotto le bombe. La Biblioteca del Ciclismo. La Biblioteca del Ciclismo, Geo Edizione 2000, S. 48 (italienisch). 
  3. a b Herbie Sykes: Der Weg nach Flandern, Procycling (deutsche Ausgabe), Februar 2014, S. 65 ff
  4. a b c Luciano Boccaccini, Giovanni Tarello: Annuario Storico Del Ciclismo Italiano. Publialfa Edizion, Mailand 1994, S. 229 (italienisch). 

Weblinks

  • Fiorenzo Magni in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Fiorenzo Magni in der Datenbank von ProCyclingStats.com
  • Interview mit Magni auf bikeraceinfo.com (englisch)
Gesamtsieger des Giro d’Italia

1909 Luigi Ganna | 1910, 1911 Carlo Galetti | 1912 Atala (nur Teamwertung) | 1913 Carlo Oriani | 1914 Alfonso Calzolari | 1919, 1923 Costante Girardengo | 1920 Gaetano Belloni | 1921, 1922, 1926 Giovanni Brunero | 1924 Giuseppe Enrici | 1925, 1927–1929, 1933 Alfredo Binda | 1930 Luigi Marchisio | 1931 Francesco Camusso | 1932 Antonio Pesenti | 1934 Learco Guerra | 1935 Vasco Bergamaschi | 1936, 1937, 1946 Gino Bartali | 1938, 1939 Giovanni Valetti | 1940, 1947, 1949, 1952, 1953 Fausto Coppi | 1948, 1951, 1955 Fiorenzo Magni | 1950 Hugo Koblet | 1954 Carlo Clerici | 1956, 1959 Charly Gaul | 1957 Gastone Nencini | 1958 Ercole Baldini | 1960, 1964 Jacques Anquetil | 1961 Arnaldo Pambianco | 1962, 1963 Franco Balmamion | 1965 Vittorio Adorni | 1966 Gianni Motta | 1967, 1969, 1976 Felice Gimondi | 1968, 1970, 1972–1974 Eddy Merckx | 1971 Gösta Pettersson | 1975 Fausto Bertoglio | 1977 Michel Pollentier | 1978 Johan De Muynck | 1979, 1983 Giuseppe Saronni | 1980, 1982, 1985 Bernard Hinault | 1981 Giovanni Battaglin | 1984 Francesco Moser | 1986 Roberto Visentini | 1987 Stephen Roche | 1988 Andy Hampsten | 1989 Laurent Fignon | 1990 Gianni Bugno | 1991 Franco Chioccioli | 1992, 1993 Miguel Indurain | 1994 Jewgeni Bersin | 1995 Tony Rominger | 1996 Pawel Tonkow | 1997, 1999 Ivan Gotti | 1998 Marco Pantani | 2000 Stefano Garzelli | 2001, 2003 Gilberto Simoni | 2002, 2005 Paolo Savoldelli | 2004 Damiano Cunego | 2006, 2010 Ivan Basso | 2007 Danilo Di Luca | 2008, 2015 Alberto Contador | 2009 Denis Menschow | 2011 Michele Scarponi | 2012 Ryder Hesjedal | 2013, 2016 Vincenzo Nibali | 2014 Nairo Quintana | 2017 Tom Dumoulin | 2018 Chris Froome | 2019 Richard Carapaz | 2020 Tao Geoghegan Hart | 2021 Egan Bernal | 2022 Jai Hindley | 2023 Primož Roglič

1913 Paul Deman | 1914 Marcel Buysse | 1915–1918 nicht ausgetragen | 1919 Henri Van Lerberghe | 1920 Jules Vanhevel | 1921 René Vermandel | 1922 Léon Devos | 1923 Heiri Suter | 1924, 1927 Gerard Debaets | 1925 Julien Delbecque | 1926 Denis Verschueren | 1928 Jan Mertens | 1929 Jef Dervaes | 1930 Frans Bonduel | 1931, 1932 Romain Gijssels | 1933 Alfons Schepers | 1934 Gaston Rebry | 1935 Louis Duerloo | 1936 Louis Hardequest | 1937 Michel D’Hooghe | 1938 Edgard De Caluwé | 1939 Karel Kaers | 1940, 1941, 1943 Achiel Buysse | 1942, 1948 Briek Schotte | 1944, 1946 Rik Van Steenbergen | 1945 Sylvain Grysolle | 1947 Emiel Faingnaert | 1949, 1950, 1951 Fiorenzo Magni | 1952 Roger Decock | 1953 Wim van Est | 1954 Raymond Impanis | 1955 Louison Bobet | 1956 Jean Forestier | 1957 Fred De Bruyne | 1958 Germain Derycke | 1959, 1962 Rik Van Looy | 1960 Arthur De Cabooter | 1961 Tom Simpson | 1963 Noël Foré | 1964 Rudi Altig | 1965 Jo de Roo | 1966 Edward Sels | 1967 Dino Zandegù | 1968, 1978 Walter Godefroot | 1969, 1975 Eddy Merckx | 1970, 1972, 1973 Eric Leman | 1971 Evert Dolman | 1974 Cees Bal | 1976 Walter Planckaert | 1977 Roger De Vlaeminck | 1979, 1983 Jan Raas | 1980 Michel Pollentier | 1981 Hennie Kuiper | 1982 René Martens | 1984 Johan Lammerts | 1985 Eric Vanderaerden | 1986 Adrie van der Poel | 1987 Claude Criquielion | 1988 Eddy Planckaert | 1989, 1991 Edwig Van Hooydonck | 1990 Moreno Argentin | 1992 Jacky Durand | 1993, 1995, 1998 Johan Museeuw | 1994 Gianni Bugno | 1996 Michele Bartoli | 1997 Rolf Sørensen | 1999, 2003 Peter Van Petegem | 2000 Andrej Tschmil | 2001 Gianluca Bortolami | 2002 Andrea Tafi | 2004 Steffen Wesemann | 2005, 2006, 2012 Tom Boonen | 2007 Alessandro Ballan | 2008, 2009 Stijn Devolder | 2010, 2013, 2014 Fabian Cancellara | 2011 Nick Nuyens | 2015 Alexander Kristoff | 2016 Peter Sagan | 2017 Philippe Gilbert | 2018 Niki Terpstra | 2019 Alberto Bettiol | 2020, 2022, 2024 Mathieu van der Poel | 2021 Kasper Asgreen | 2023 Tadej Pogačar

1885 Giuseppe Loretz | 1886 Geo Davidson | 1887–1889 Gilberto Marley | 1890 Carlo Braida | 1891 Ambrogio Robecchi | 1892 Luigi Cantu | 1893 Giuseppe Moreschi | 1896 Giovanni Da Montelatico | 1906–1908 Giovanni Cuniolo | 1909, 1911 Dario Beni | 1910 Emilio Petiva | 1913, 1914, 1919–1925 Costante Girardengo | 1926–1929 Alfredo Binda | 1930–1934 Learco Guerra | 1935, 1937, 1940, 1952 Gino Bartali | 1936 Giuseppe Olmo | 1938 Olimpio Bizzi | 1939 Mario Vicini | 1941 Adolfo Leoni | 1942, 1947, 1949, 1955 Fausto Coppi | 1943 Mario Ricci | 1945 Severino Canavesi | 1946 Aldo Ronconi | 1948 Vito Ortelli | 1950 Antonio Bevilacqua | 1951, 1953, 1954 Fiorenzo Magni | 1956 Giorgio Albani | 1957, 1958 Ercole Baldini | 1959 Diego Ronchini | 1960, 1962 Nino Defilippis | 1961 Arturo Sabbadin | 1963 Bruno Mealli | 1964 Guido De Rosso | 1965, 1966 Michele Dancelli | 1967 Franco Balmamion | 1968, 1972 Felice Gimondi | 1969 Vittorio Adorni | 1970, 1971, 1976 Franco Bitossi | 1973, 1974, 1977 Enrico Paolini | 1975, 1979, 1981 Francesco Moser | 1978, 1982, 1988 Pierino Gavazzi | 1980 Giuseppe Saronni | 1983, 1989 Moreno Argentin | 1984 Vittorio Algeri | 1985, 1986 Claudio Corti | 1987 Bruno Leali | 1990 Giorgio Furlan | 1991, 1995 Gianni Bugno | 1992 Marco Giovannetti | 1993, 1994 Massimo Podenzana | 1996 Mario Cipollini | 1997 Gianni Faresin | 1998 Andrea Tafi | 1999, 2002 Salvatore Commesso | 2000 Michele Bartoli | 2001 Daniele Nardello | 2003, 2006 Paolo Bettini | 2004 Cristian Moreni | 2005 Enrico Gasparotto | 2007, 2010, 2011 Giovanni Visconti | 2008 Filippo Simeoni | 2009 Filippo Pozzato | 2012 Franco Pellizotti | 2013 Ivan Santaromita | 2014, 2015 Vincenzo Nibali | 2016, 2020 Giacomo Nizzolo | 2017 Fabio Aru | 2018 Elia Viviani | 2019 Davide Formolo | 2021 Sonny Colbrelli | 2022 Filippo Zana | 2023 Simone Velasco

Personendaten
NAME Magni, Fiorenzo
KURZBESCHREIBUNG italienischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 7. Dezember 1920
GEBURTSORT Vaiano
STERBEDATUM 19. Oktober 2012
STERBEORT Vaiano