Enole
Enole sind chemische Verbindungen der allgemeinen Formel R1–CR2=CR3–OH, bei denen eine C-C-Doppelbindung mit einer Hydroxygruppe substituiert ist. Sie stehen über eine Keto-Enol-Tautomerie im Gleichgewicht mit der entsprechenden Carbonylverbindung.[1] Das einfachste Enol ist das instabile Ethenol, das sich sofort zu Acetaldehyd (Ethanal) umlagert.[2]
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/12/Ethanal_Ethenol_Tautomerie.svg/350px-Ethanal_Ethenol_Tautomerie.svg.png)
Bei Aceton liegen im Gleichgewicht 99,9998 % der Keto- (links) und 0,0002 % der Enol-Form (rechts) vor:[3]
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3e/Enol_of_2-propanon.svg/350px-Enol_of_2-propanon.svg.png)
Die Hydroxygruppe ist schwach sauer, da die negative Ladung des Enolats mesomeriestabilisiert ist.
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/cb/Keto-Enol-Tautomerie2.svg/350px-Keto-Enol-Tautomerie2.svg.png)
Sind beide Kohlenstoffatome mit einer Hydroxygruppe substituiert, handelt es sich um Endiole. Beispiel dafür ist die Ascorbinsäure, bei der das Keto-Enol-Gleichgewicht fast vollständig auf der Enol-Seite liegt.[4]
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e7/L-Ascorbic_acid.svg/220px-L-Ascorbic_acid.svg.png)
Bei aliphatischen Enolen liegt das Gleichgewicht wegen der energetischen Begünstigung vollständig auf der Keto-Seite, weshalb Enole nur als Derivate vorkommen – beispielsweise als Phosphoenolpyruvat (PEP), dem Phosphorsäureester der enolisierten Brenztraubensäure. Aliphatische 1,3-Dicarbonyl-Verbindungen sind jedoch stärker enolisiert. So liegt 2,4-Pentandion (Acetylaceton) zu 76,4 % als cis-Enol vor, das über eine intramolekulare Wasserstoffbrücken-Bindung stabilisiert ist.[3] Auch das cyclische Endiol Ascorbinsäure liegt fast vollständig in der Enolform vor.
Bei den Phenolen ist die Enolform gegenüber der Ketoform aufgrund der Bildung eines aromatischen Systems bevorzugt (vgl. Hückel-Regel).
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Bernd Schmidt, Jolanda Hermanns: Grundlagen der Organischen Chemie. Begründet von Joachim Buddrus. 6. überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin, Boston 2022, ISBN 978-3-11-070087-9, S. 464.
- ↑ Eintrag zu Vinylalkohol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 1. März 2024.
- ↑ a b Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, 2. Auflage, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1985, ISBN 3-342-00280-8, S. 377.
- ↑ Eberhard Breitmaier, Günther Jung: Organische Chemie. Grundlagen, Stoffklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-541505-8, S. 869 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).