Avant la lettre

Die Wendung avant la lettre (französisch für vor dem Buchstaben) bezeichnet ursprünglich den Zustand einer Druckplatte und Probeabzüge von dieser, bevor die Beschriftung erfolgt,[1] also nachdem die Platte vom Künstler freigegeben ist.[2]

Im übertragenen Sinne wird der Ausdruck verwendet, um ein Konzept mit einem Begriff zu bezeichnen, den es zur Zeit der Entstehung dieses Konzeptes noch gar nicht gab. Auf Personen und ihre Leistungen bezogen bedeutet „avant la lettre“: „ihrer/seiner Zeit (weit) voraus“.

Zum Beispiel:

  • „Suffragetten waren Feministinnen avant la lettre.“
  • „Der Simplicissimus macht sich überdies zum Mäzen und Förderer einer deutschen Kurzgeschichte avant la lettre, wenn er 1897 ein Preisausschreiben ‚für die beste ganz kurze Geschichte (pointierte Novelle)‘ im Umfang einer Druckspalte veranstaltet.“[3]

Der Ausdruck ist in dieser Verwendung Teil der gehoben-literarischen Bildungssprache und eine Variante des lateinischen ante litteram.

Einzelnachweise

  1. [Eintrag] proofs before letters. In: Art and Architecture Thesaurus, abgerufen am 28. Mai 2024.
  2. Alexander Waldow (Hg.): Illustrierte Encyklopädie der graphischen Künste und der verwandten Zweige. Leipzig 1884, S. 31.
  3. Helmut de Boor, Richard Newald: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1; Band 9, C.H. Beck, München 1955, S. 137.