Austin-Putilow Radpanzer

Austin-Putilow Radpanzer

Austin-Putilow im Artillerie-Museum St. Petersburg

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 5 Mann
Länge 4,88 m
Breite 1,95 m
Höhe 2,40 m
Masse 5,2 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung 8 mm
Hauptbewaffnung 2 Maxim-MG
Beweglichkeit
Antrieb Austin-Benzinmotor
50 PS/37 kW
Geschwindigkeit 50 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht PS/t
Reichweite 200 km

Der Austin-Putilow-Radpanzer war ein russischer Radpanzer des Ersten Weltkrieges.

Geschichte

Eigentlich war der Austin-Putilow ein britischer Entwurf. Das Fahrzeug wurde jedoch hauptsächlich von der russischen Armee während des Ersten Weltkrieges eingesetzt. Der Austin-Putilow übernahm Aufgaben zur Sicherung im Hinterland sowie Spähaufträge. Wie vielen Fahrzeugen dieser Zeit fehlte auch ihm die entsprechende Geländegängigkeit, um offensiv als Kampfwagen in Gefechte eingreifen zu können. So waren die Fahrzeuge auf das Vorhandensein von Straßen oder befestigten Wegen angewiesen, was die Handlungsfähigkeit für ihre Hauptaufgabe einschränkte. Während des Krieges war der Austin-Putilow der von der russischen Armee am meisten eingesetzte Radpanzerwagen.

Austin-Putilow wurden sowohl von der neugegründeten Roten Armee als auch den weißgardistischen Truppen im russischen Bürgerkrieg eingesetzt. Einige Fahrzeuge nutzte Polen bis in die 1930er Jahre. Nach Einführung neuer Typen wurden von der Sowjetunion sogar einige Fahrzeuge nach Japan verkauft. Ab 1935 wurde der Austin-Putilow aber bei allen Armeen aus dem Verkehr gezogen.

Auf dem Bild ist kein „Russkij Austin“ (so der richtige Name des PzW Austin, der in den Putilow-Werken in Petrograd entwickelt und im Ischorawerk in Kolpino von 1917 bis 1920 hergestellt wurde), sondern ein britischer Austin PzW, 3. Serie der weißgardistischen Donkosakenarmee aus dem Jahre 1919. Alle britischen Austin von Serie 1 bis 3 wurden durch die russische Militär-Automobil-Schule entwickelt und in England ausschließlich für die zaristische Armee produziert. Der „Russkij Austin“ wurde auf britischem Fahrgestell in Russland hergestellt. Hauptunterschied zur Austin 1–3 Serie war die Anordnung der Türme – sie stehen diagonal und nicht in einer Reihe. Insgesamt wurden ca. 60 PzW Austin-Putilow gebaut, davon 12 Stück mit Halbkettenantrieb des Systems Austin-Kegresse.

Das Fahrzeug

Die russischen Konstrukteure übernahmen das Chassis des britischen Fahrzeugs und veränderten die Aufbauten. Das Fahrzeug wurde rundum gepanzert, auf dem Dach wurde ein gepanzerter, nicht drehbarer Turm installiert. Dieser hatte zwei MG-Schießscharten.

Das Fahrzeug wurde als Vierradfahrzeug geplant. Später trugen die russischen Konstrukteure den klimatischen Verhältnissen Russlands Rechnung und bauten anstelle der Hinterachse eine verkürzte Variante des Holt-Kettenfahrwerks ein. Damit war das Fahrzeug geländegängiger und auch in tiefem Schnee und Schlamm beweglich. Um die Steuerung des Fahrzeugs zu erleichtern, erhielt auch das Kettenfahrwerk eine Lenkung.

Die Panzerung des Fahrzeugs schützte gegen Beschuss aus Handwaffen und Splitter-/Schrapnellwirkung. Die beiden MGs waren im Turm fest lafettiert. Am auffälligsten waren die an den Scharten angebrachten Panzerplatten. In ihrer Form erinnerten sie an Scheuklappen für Pferde. Sie sollten verhindern, dass aus dem toten Winkel der MG-Beschuss durch die Scharte erfolgen konnte. Im Fahrzeuginnenraum hätten dadurch auftretende Querschläger schwerste Verwundungen hervorgerufen.

  • Austin-Putilow, erste Baureihe (1916)
    Austin-Putilow, erste Baureihe (1916)
  • Austin-Putilow Radpanzer (1917)
    Austin-Putilow Radpanzer (1917)
  • Austin-Putilow Radpanzer (1919)
    Austin-Putilow Radpanzer (1919)
  • Russische Variante mit Kegresse-Laufwerk (1920)
    Russische Variante mit Kegresse-Laufwerk (1920)

Literatur

  • Philip Trewhitt: Panzer. Die wichtigsten Kampffahrzeuge der Welt vom Ersten Weltkrieg bis heute. Neuer Kaiserverlag, Klagenfurt 2005, ISBN 3-7043-3197-X, (Wissenswertes – Technik).
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Panzerfahrzeuge von 1900 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
Übersichten

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Panzer mit Kettenlaufwerk bis 1918
Britische Typen

Mark I • Mark II • Mark III • Mark IV • Mark V • Mark IX • Mark X • Medium Mark A (Whippet)Medium Mark BMedium Mark CMedium Mark D

Französische Typen

Char Schneider CA1 • Char d’assaut St. Chamond • Char Renault FT

Deutsche Typen

Sturmpanzerwagen A7V

Italienische Typen

Fiat 2000

Radpanzer und andere gepanzerte Radfahrzeuge aller Art bis 1918
Britische Typen

Austin armoured car • Delaunay-Belleville armoured car • Lanchester armoured car • Peerless armoured car • Pierce-Arrow armoured lorry • Rolls-Royce Armoured Car • Seabrook armoured lorry • Talbot armoured car

Französische Typen

Charron Panzerwagen • TBC Panzerwagen • Autoblindé Peugeot 146, Varianten: Peugeot AC (autocannon), Peugeot AM (automitrailleuse)Peugeot Typ 153 • Renault AC (autocannon) • Renault AM (automitrailleuse) • Renault ED • Renault EP • Autocanon de 47 Renault • White AM • White-Laffly AMD 50Laffly-Vincennes AMD 80

Deutsche Typen

Büssing A5PEhrhardt E-V/4 Straßenpanzerwagen

Italienische Typen

Lancia 1Z • Autoblindo Bianchi

Russische Typen

Austin-Putilow Radpanzer

US-Amerikanische Typen

Davidson-Cadillac armored car • Jeffery armored car • King Armored Car • White armored car

Weitere Typen

Austro-Daimler PanzerwagenJunovicz-Panzerwagen • Romfell-Panzerwagen

Prototypen und Entwicklungsprojekte von Panzerfahrzeugen aller Art bis 1918
Britische Typen

Motor War CarKillen-Strait TraktorFlying Elephant • Mark-I-Prototyp „Mother“ • Mark VII • Mark VIII

Französische Typen

Char 2C

Deutsche Typen

A7V-U • Daimler Sturmwagen • Leichter Kampfwagen I (LK I)Leichter Kampfwagen II (LK II) • K-Wagen • Orion-Wagen • Sturmpanzerwagen Oberschlesien

Russische Typen

Zar („Riesenrad Panzerkampfwagen“)

US-Amerikanische Typen

CLB 75 Tank • Mark VIII amerikanische Variante „Liberty tank“ • Skeleton tank • Steam Tank • Steam Wheel Tank

Weitere Typen

Burstyn-Motorgeschütz, (Österreich, 1911)