Aserbaidschanischer Teppich

Teppichgeschäft in Gäncä, 19. Jahrhundert
Teppichstricker in Gäncä, 19. Jahrhundert

Der Aserbaidschanische Teppich ist ein wichtiger Bestandteil der aserbaidschanischen (Aserbaidschan und Südaserbaidschan) Kunst und Kultur. Bereits seit der Antike wird er an verschiedenen Stellen erwähnt und ist seit der Renaissance auch in Europa bekannt.

2010 wurde die traditionelle aserbaidschanische Teppich-Webkunst von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1]

Frühe Zeugnisse

Erste Erwähnungen sind bei antiken Autoren wie Xenophon zu finden, sowie in historischen Chroniken und Reisebeschreibungen arabischer Gelehrter wie At-Tabarī und Al-Muqaddasi. Außerdem wird er in poetischen Werken von Nisami, Chaqani beschrieben sowie auf Bildern aus der Zeit der Renaissance, beispielsweise bei Hans Holbein, Hans Memling und Carlo Crivelli, dargestellt.[2]

Unterschiede der Teppiche

Nach ihren künstlerisch-technischen Besonderheiten unterteilt man aserbaidschanische Teppiche in vier unterschiedliche Gruppen, die den vier Regionen entsprechen, in denen sie hergestellt werden:[2]

Schirwanteppich

Die Schirwanteppiche sind manuell gewebt und stammen aus der Region Schirwan im südöstlichen Kaukasus. Im Unterschied zu den eher kleinen Teppichen aus Baku, sind die aus dem Südteil des Gebietes um die Stadt Salyan lang und schmal, haben also die Form des Läufers. Kleine Gebetsteppiche, auch die verbreiteten Modelle mit dem sogenannten Butaornament (Blattumrisse) auf blauem Hintergrund, werden in der Stadt Marasa hergestellt. Sie sind in der Regel aus Wolle, es gibt aber auch welche mit einer Umrandung aus Baumwolle.[3]

  • Dschairliteppich, 19. Jahrhundert
    Dschairliteppich, 19. Jahrhundert
  • Teppich aus Namas, 1875
    Teppich aus Namas, 1875
  • Schemachasumachteppich, 19. Jahrhundert
    Schemachasumachteppich, 19. Jahrhundert
  • Schemachateppich, 1937
    Schemachateppich, 1937

Qubateppich

Die Qubateppiche stammen aus der Gegend um die Stadt Quba, die im Kaukasus im nördlichen Aserbaidschan liegt. Sie werden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Dörfern gewebt. Diese Teppiche gelten als schwierig herzustellen wegen ihrer geometrischen Blumenmuster auf blauem oder cremefarbenem Hintergrund. Die Teppiche aus dem Dorf Gonagkend haben in der Mitte ein großes Medaillon, während die Teppiche aus Karagashli persische Elemente in der Teppichschrift aufweisen (ornamentale Pflanzenranken und Krebse). Der weit verbreitete sogenannte kaukasische rote Feldteppich, in Soumach-Webtechnik ausgeführt, stammt aus der Stadt Qusar. Historische kaukasische Teppiche aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen oft Drachen, persische geometrische Muster und erreichen manchmal Längen bis sechs Meter.[4]

  • Gimilteppich, 1902
    Gimilteppich, 1902
  • Uzundereteppich, 19. Jahrhundert
    Uzundereteppich, 19. Jahrhundert
  • Pirabadilteppich
    Pirabadilteppich

Beispiele für Teppiche aus Karabach

  • Malibeyliteppich mit Swastika
    Malibeyliteppich mit Swastika
  • Chanligteppich aus Şuşa, 19. Jahrhundert
    Chanligteppich aus Şuşa, 19. Jahrhundert
  • Chanligteppich, 19. Jahrhundert
    Chanligteppich, 19. Jahrhundert
  • Drachensoumachteppich mit s-förmigen Drachen[5]
    Drachensoumachteppich mit s-förmigen Drachen[5]
  • Schaddateppich
    Schaddateppich
  • Kasim Ushag teppich
    Kasim Ushag teppich

Täbristeppiche

  • 15. Jahrhundert
    15. Jahrhundert
  • Scheich-Sefi-Teppich, 1539
    Scheich-Sefi-Teppich, 1539
  • Agadschliteppich
    Agadschliteppich
  • Tabristeppich in Paris
    Tabristeppich in Paris
  • Tabristeppich in Budapest
    Tabristeppich in Budapest
  • Karadagteppich
    Karadagteppich
  • Karadschateppich
    Karadschateppich

Gasachteppich

Gasachteppiche werden von der Landbevölkerung im westlichen Aserbaidschan gewebt. Doch auch im nördlichen Armenien und im angrenzenden Südteil von Georgien werden sie produziert. Die Gasachteppiche bestehen hauptsächlich aus Wolle und weisen symmetrisch geschichtete glänzende Knoten auf. Vorwiegende Farben sind Rot, Blau und Elfenbein mit einfachen Mustern sowie bis zu drei Medaillons oder zentrale Quadrate. Die Teppiche sind selten größer als zwei Meter, es gibt auch hier kleine Gebetsteppiche.[6]

  • Bortschaliteppich
    Bortschaliteppich
  • Salachliteppich
    Salachliteppich
  • Schichliteppich
    Schichliteppich
  • Garatschopteppich
    Garatschopteppich
  • Fachraliteppich
    Fachraliteppich
  • Deweliteppich
    Deweliteppich

Gäncäteppich

Diese Teppiche haben einfache eckige Muster und satte Farben. Oft weisen sie achteckige Muster auf, Sterne und drei geometrische Medaillons entlang der Längsachse. Typische Farben sind Blau, Dunkelblau und Rottöne. Ältere Teppiche sind ganz aus Wolle, neuere Exemplare wiesen geschichtete Baumwollknoten auf.[7]

  • Fachraliteppich, 1926
    Fachraliteppich, 1926
  • Palas
    Palas

Siehe auch

Literatur

  • Alastair Hull, Jose Luczyc-Wyhowska: Kilim. The Complete Guide. Neuaufl. Thames & Hudson, London 2005, ISBN 978-0-500-28221-2.
  • Vidadi Muradov: Azerbaijan Carpets. Baku 2008.
  • Werner Zollinger u. a.: Aserbaidschanisch-kaukasische Teppiche. Sammlung Ulmke aus der Schweiz. Offizin Hartung, Hamburg 2001, ISBN 3-925813-09-8.
Commons: Aserbaidschanische Teppiche – Sammlung von Bildern
  • Azerbaijan Carpet
  • Aserbaidschanischer Teppichkunst
  • Richard Rothstein & Co. New York. About Caucasian Rugs and Persian Rugs
  • The Richarde Wright Research Reports. Carpets in Azerbaijan. April 2009

Einzelnachweise

  1. Traditional art of Azerbaijani carpet weaving in the Republic of Azerbaijan. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2010, abgerufen am 26. November 2023 (englisch). 
  2. a b L. S. Bretanizkiy, B. W. Weimarn: Aserbaidschanische Kunst. (Memento vom 15. Februar 2010 im Internet Archive) Moskau, 1976, S. 116–120. (russisch).
  3. Shirvan rug. In: Britannica Encyclopedia. (englisch)
  4. Kuba carpet. In: Britannica Encyclopedia. (englisch)
  5. Alastair Hull, Jose Luczyc-Wyhowska: Kilim. The Complete Guide. Neuaufl. Thames & Hudson, London 2005, ISBN 978-0-500-28221-2, S. 240.
  6. Kazakh rug. In: Britannica Encyclopedia. (englisch)
  7. Genje carpet. In: Britannica Encyclopedia. (englisch)
Immaterielles Kulturerbe Aserbaidschans

Repräsentative Liste: Mugham (2003) | Ashiq-Kunst (2009) | Teppich-Webkunst (2010) | Herstellung und Spielkunst der Tar (2012) | Kunst und Symbolik von Kelaghayi (2014) | Kupferschmiedekunst in Lahij (2015) | Nouruz (2016) | Backen und Teilen von Fladenbrot: Lavash, Katyrma, Jupka, Yufka (2016) | Bauen und Spielen der Kamantsche (2017) | Herstellungs- und Teilen-Tradition von Dolma (2017) | Kultur, Volksmärchen und Musik um Dede Korkut (2018) | Kunst der Miniatur (2020) | Nar Bayrami (2020) | Nasreddin-Anekdoten (2022) | Kultur des Çay (2022) | Serikultur: Traditionelle Seidenherstellung (2022) | Pehlevanliq-Kultur: Traditionelle Zorkhana-Spiele (2022) | Yaldā/Chella (2022) | Perlmuttintarsien (2023) | Balaban (2023) | Iftar/Eftari/Iftar/Iftor (2023)

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